Editorial Juli Heft 2018: Langsam fällt mir nichts mehr ein

Beate Baake - Chefredaktuerin
Beate Baake - Chefredaktuerin

Sehr geehrte Pferdezucht- und -sportfreunde,
liebe Leserinnen und Leser,

 

bereits vor fünf Jahren haben wir uns mit den Haltungsbedingungen auf dem thüringischen Gestüt Falkenhorst beschäftigt. Damals hatte der MDR sich zum ersten Mal in der Sendung Exakt zu den angeblich skandalösen Haltungsbedingungen auf dem Burggestüt befasst. Unmittelbar darauf bin ich zu dem Gestüt gefahren und durfte mir mit einem Kollegen der Ostthüringer Zeitung die örtlichen Gegebenheiten anschauen. Und - ich konnte damals nicht viel Auffälliges finden. Die Pferde standen zwar teilweise im Wintermatsch, waren aber ansonsten gut genährt, sozial und normal im Verhalten (siehe PiO Ausg. 03/2013). Auch an den Boxenställen oder der Futterqualität konnte ich nichts Negatives feststellen. Die Behörden, die damals schon ständige Kontrollen auf Falkenhorst durchführten, blieben dran und auch ich hielt losen Kontakt mit der Gestütsbetreiberin, die vor knapp zwei Jahren schwer an Krebs erkrankte. In diesem Jahr hakte der MDR wieder nach, mit den selben Vorwürfen. Fakt ist, dass die Gestütsbetreiberin ihren Bestand seit damals zwar um ca. 40 Pferde reduzierte, und insofern decken sich die tatsächlichen Gegebenheiten nicht mit den im MDR-Beitrag gemachten Angaben, wonach noch 124 Pferde auf dem Gestüt und nur eine Arbeitskraft für alle Pferde zuständig wären. Dennoch sind es immer noch zuviel Pferde, auch wenn ihr derzeit drei vollbeschäftigte Helfer zur Seite stehen.

Ich machte mich also wieder auf den Weg und ähnliche Erfahrungen wie 2013; gesunde, gut ernährte Pferde mit ausreichend Futter auf den Koppeln, gefüllten Wasserfässern und Mineralstoffen zur freien Aufnahme. Ich konnte mich auch dieses Mal zwischen den Pferden ohne Arg bewegen, die sich unaufdringlich verhielten und dankbar für Streicheleinheiten waren. Auch die Boxen nach wie vor größer als üblich, weiß gekalkt und gut eingestreut. Dennoch haben die Beiträge etwas bewirkt, die Ämter schauen der Gestütsinhaberin noch mehr über die Schulter, Kontrollen finden regelmäßig statt, ständig werden neue Auflagen erteilt, die nicht immer nachvollziehbar sind. Dabei ist der MDR-Beitrag alles andere als objektiv.

 

Doch wo Licht ist, ist meist auch Schatten und der betrifft einen Teil der Hengste, vor allem die, die außerhalb des Gestüts untergebracht sind. Besonders problematisch die Hengste „Weißgold" und „Glitter of Gold", die Symptome aufweisen, die vermuten lassen, dass sie an EMND (Equine Motor Neuron Disease), einer neurotischen Erkrankung leiden. Weißgold ist inzwischen an eine ehemalige Geschäftspartnerin der Gestütsinhaberin übergegangen und wurde ihr nicht vom Veterinäramt in NRW entzogen, wie im Fernsehbeitrag falsch behauptet. Das so oft gescholtene Veterinäramt leistet bei der Kontrolle des Gestüts eine gute Arbeit und lässt sich von der unseriösen Berichterstattung durch die Medien oder radikalen Tierschützern nicht unter Druck setzen. Wie gesagt, direkt auf dem Gestüt habe ich keine Mängel finden können. Umso erstaunter war ich, als ich am Sonntag, den 24. Juni einen Anruf mit unterdrückter Nummer von einem Herrn Mühlherr bekam, der vorgab, für die Reiter Revue zu arbeiten. Seine erste erregte Frage war, ob es in Neustadt/Orla zwei Gestüte Falkenhorst geben würde, was ich verwundert verneinte. Er hatte meine Fotos und den dazugehörenden Text im Internet gesehen und war angeblich am Samstag, den 23.6. sechs Stunden lang um das Gestüt geschlichen und hätte Schlimmes gesehen. U.a .nur einen einzigen angegammelten Ballen Heu für soviel Pferde, angeblich kein frisches Wasser, einen viel zu kleinen Unterstand, (der ist ca. 130 qm groß und wird von den Pferden nicht angenommen) kein Futter auf der Weide und das Schlimmste, die Pferde würden aus den dreckigen Tümpeln saufen, in denen sie darüber hinaus gerne baden. Er hätte sofort eine Wasserprobe genommen, will in der folgenden Woche mit Thüringens Sozialministerin dort aufkreuzen und überhaupt... man müsste der Inhaberin alle Pferde entziehen und er würde einen gewaltigen Artikel darüber in der Reiter Revue veröffentlichen.

 

Mir reichte es, ich konnte mich nicht so geirrt haben. Kurz entschlossen setzte ich mich mit meinem Mann ins Auto und fuhr nochmals an den Ort des „schlimmen" Geschehens. Eine halbe Stunde vor Ankunft, rief ich die Gestütsinhaberin an, dass ich unterwegs sei, die entspannt antwortete „ok, bis gleich." Kurz danach waren wir da. Dasselbe Bild wie vier Wochen zuvor. Sechs Heulageballen standen auf der Koppel, an denen sich die Pferde bedienten, ebenso die Leckmasse und drei gut gefüllte Wassertröge. Die Gestütschefin hatte nur ihre junge finnische Mitarbeiterin dabei, es war also nicht möglich, innerhalb von 30 Minuten sechs Heulageballen, die zudem alle schon ziemlich runtergefressen waren erst kurz vor unserer Ankunft vor unserer Ankunft aufzustellen. Übrigens am Donnerstag zuvor, hatte es wieder eine Kontrolle durchs Veterinäramt gegeben, das sogar ein zuviel an Futter bemängelt hatte, das gären könnte. Außerdem saufen die Pferde lieber aus den Teichen, klares Wasser mögen sie nicht. Eine Erfahrung, die ich auch mit meinen eigenen Pferden gemacht habe. Sie rühren das klare Wasser in den Boxen nur selten an und saufen lieber aus der Pfütze. Wenn der Herr Mühlherr mit der unterdrückten Tel.-Nr. wirklich Pferdezüchter ist, wie er vorgab, müsste er das eigentlich wissen.

 

Achso, die Winterlaufställe waren gerade zweckentfremdet, dort waren etliche Ballen Heu- und Stroh gestapelt. Also langsam fällt mir nichts mehr ein, außer, Sie lesen unseren Brennpunkt ab Seite 44.

 

Ihre

Beate Baake

Chefredakteurin

 

April 2024 Ausgabe
April 2024 Ausgabe